
Fliegende Haie
Zähne zeigen, Maul aufmachen und immer wieder durchbeißen: in einer Welt, die an ihren Widersprüchen ertrinkt, lernen Kristina Paulini und Jan König das Fliegen. Die studierte Pianistin und der mit allen Wassern gewaschene Produzent entsteigen den Untiefen musikalischer Beliebigkeit mit einem eigenwilligen Sounddesign, das Pop als Rohling für alle möglichen Experimente begreift. Der energetische Electro House von Stromae, die lyrische Sozialkritik von den Orsons, ja selbst der laszive Bubblegum Dance von Blümchen strudeln hier zur sprudelnden Mixtur ineinander. Das Resultat des Vorgangs ist nichts weniger als eine Rekonfiguration deutscher Popmusik, die von den Fliegenden Haien „Sharp Electro Pop“ getauft wird. Clubtaugliche Banger mit Botschaft, prickelndes Peeling für den verkrusteten Musikgeschmack, Auftauchen aus einem alten Lebensgefühl – für die Haie sind Konventionen dabei nicht mehr als gefundenes Fressen. Das betrifft Genreschubladen genau wie vermeintliche Identitäten, Intellektuelles ebenso wie Trash, das Gestern wie das Morgen. Und genau dort wollen sie mit ihrem Debütalbum „Amor und Psyche“ hin: gen Zukunft, mit viel Herzblut und pulsierenden Beats einer besseren Welt entgegen.