
Kinlaw
Konsequent unkonventionell staffiert Sarah Kinlaw nun seit fünf Jahren ihren experimentellen Art Pop mit immer wieder neuen Akzenten, neuen Einflüssen und Ideen aus. Wie keine andere Künstlerin beherrscht sie dabei das delikate Feintuning zwischen neu belebtem Retrofuturismus und vorwärtsdenkender Synthpop-Grandeur in jedem Schritt der Produktion. Die nimmt sie gerne selbst in die Hand und begibt sich dabei wie andere Vertreterinnen ihrer Zunft auf einen Pfad maximaler künstlerischer Autonomie, ein Wert an sich in der KI-geprägten Gegenwart der neuen Zwanziger. Jenny Hval und Kelly Lee Owens, FKA Twigs und Holly Herndon, ja sogar Ahnungen von Björks Spätphase waren schon auf ihrem brillant texturierten Debüt „The Tipping Scale“ (2021) hörbar. Ein Album, das selbst im kunstverwöhnten New York schon kurz nach Release auch den ärgsten Snobs die Köpfe verdreht – zurecht, wie anschließend auch die US-Musikpresse befand. Nun ist dieses Jahr das Folgewerk „Gut Ccheck“ (2025) erschienen, auf dem sie zwei Schritte weiter geht und Soundtrack-Vibes mit post-industrieller Ästhetik verzahnt. Es ist erratische, dringliche Musik für ein Abendland, das ein Ende der Welt eher visualisieren kann als ein kulturelles Umdenken. Genau deshalb ist Kinlaws Kunst wichtiger denn je.