Kratzen
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Kratzen

Concert
TBA
Location PinTBA
Punk
Rock
DE

Stoisch wie die inoffiziellen Nachfahren von Mark Aurel senden Melanie Graf, Thomas Mersch und Stefanie Staub seit 2017 unentwegt betörende Klangwellen in den Äther und bleiben dabei: ein paar viszerale Akkorde, lakonische Aphorismen in Songtextform und beherzte Stimmen sind oft schon genug, um das Publikum in seinen Bann zu ziehen. „Kratzen“ (2020) und „Kratzen Zwei“ (2022) legten Zeugnis dafür ab, wie gut diese Rezeptur funktioniert, wenn sie denn mit dem nötigen Understatement und Feingefühl für doppelbödiges Songwriting umgesetzt wird. Dass die Gleichung aus Krautrock und New Wave unmittelbar zur Synthese von Krautwave führen muss, scheint logisch – doch in dieser Form gab es das vorher einfach noch nicht. Angenehm unaufgekratzt spielt sich das Kölner Trio von Song zu Song, repetitiv, fast schon maschinell. Es riecht nach Sprit und Smog. Trotzdem fließt eher Schweiß und Blut durch dieses Liedgut, das der Zugfahrt durch die Wüste des Spätkapitalismus wie eine aufwühlende und zugleich hypnotische Begleitmusik zur Seite gestellt wird. „III“ (2025) heißt dementsprechend auch das dritte Machwerk von Kratzen, die scheinbar immer noch nichts anders und daher auch nicht falsch machen können. Wieder poltern sie taktvoll durchs Ohr, wieder kompromisslos in die Dämmerung einer kaputten Ära.

Image: Celina Pa
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