
Lyhre
Es wäre wohl leicht untertrieben, Lyhre eine gewisse Aversion gegen Schubladen zu attestieren. Die in Berlin lebende Singer-Songwriterin demoliert lieber das gesamte Interieur und schraubt es zu neuen Plastiken zusammen. Schon mit ihrer Debüt-EP „Sad Cyborg“ (2020) demonstriert sie ein Pop-Verständnis, das kaum Interesse an Konventionen oder zeitgenössischen Trends zeigt. Im Gegenteil: der Sound von Lyhre bezieht seine Einflüsse einerseits aus ihrer klassischen Klavier- und Gesangsausbildung, aus ihren Arbeiten für die Volksbühne Berlin oder das Staatsschauspiel Dresden. Andererseits aber auch aus den Schnittstellen von digitaler Soundsynthese und analogen Experimenten, aus futuristischem Electropop und cineastischer Filmmusik, aus Post-Punk und Industrial. Kaum greifbar, aber immer wiederzuerkennen, hinterlässt die Multi-Instrumentalistin und Komponistin Brandmale in der hiesigen Musiklandschaft und zeigt u.a. mit Kunstschaffenden wie Katja Gaudard oder Pat To Yan, dass sie transdisziplinäre Projekte kongenial umzusetzen versteht. Mit neuem Material wie der Single „Iphigeniacore“ (2025) kommt sie dieses Jahr erstmals auch zu uns.