
MARNELE
Rauchiges Timbre, poetische Texte, innovatives Sampling, gebrochene Beats: MARNELE ist ein menschgewordener Film Noir, der sich in den dunkelsten Ecken des Deutschrap-Universums abspielt. Zwischen Selbstermächtigung und Ohnmacht, Reflexion und Revolte sieht die DIY-Künstlerin die ganz großen Kreise vom Biografischen zum Gesellschaftlichen. Aus Bochum channelt sie die Straßenlaternenträume schlafloser Seelen durch ihre eigene Soundästhetik, die ebenso von reduziertem East Coast Hip-Hop oder Trap inspiriert ist, wie von minimalistischem Techno oder ihren eigenen Gedichten im Soul-Format. Mal tritt sie als desillusionierter Steppenwolf und scharfsinnige Beobachterin des Status Quo in Erscheinung wie auf der „Macht gegen Seele“-EP. Mal als Clubpoetin mit einem Händchen für intensive Großstadtlyrik und körperliche Bässe. Der Flow immer anders, immer scharf artikuliert, die Produktion immer mit einem Maximum atmosphärischer Features ausstaffiert. Die neue EP „Rausch“ (2025) beleuchtet eine weitere musikalische Maske von MARNELE, konkav oder konvex, je nach Perspektive. Jenseits aller Hypes ist sie mit ihrer Stilsprache zu einer der wichtigsten Rapperinnen des Landes avanciert und hegt keinerlei Ambitionen kommerziell bedingter Anpassung. Stattdessen gibt es Rapkunst in Reinform, die den Zeitgeist atmet wie den blauen Rauch einer berauschenden Kippe.