
NIKITA CURTIS
In Zeiten wie diesen ist Trost eine rar gesäte Wohltat, derer nur die Wenigsten habhaft werden. Manche finden sie in materieller Akkumulation oder in der Arbeit an sich, in einem Dasein für die Karriere. Andere in Ignoranz und Zynismus gegenüber allem was war und sein wird, dem Rückzug ins Private. Nikita Curtis bieten einen differenzierteren Kompromiss: zielgerichteter Zorn und Desillusionierung, ja, aber mit einer Prise Resilienz fürs unbeirrte Weitermachen. Was bleibt sonst übrig? Was kann daraus erwachsen? Die Debüt-EP „Where The Water Ends“ (2024) gibt eine klare Antwort: Musik und künstlerischer Ausdruck als Selbsttherapie. Mit einer roughen Interpretation des Post-Punk-Revivals zeigt das Quartett aus Leipzig, dass selbst in ausweglosen Großwetterlagen jeder Regenschauer auch als Abkühlung vom heiß gelaufenen Alltagstrott gelesen werden kann. Die Wut hier ist ehrlich, gerade heraus. Jener lässig daher gezockte Groove, mit dem die Nachfahren der Punks in den Achtzigern spielten, aber genauso – und der sitzt. Es ist die Renaissance eines Sounds, der zwischen Pandemien und Kriegen das Lebensgefühl einer Umbruch-Generation spiegelt. Bittersüß ist er, bitter nötig aber auch.