
Nilipek.
Geradezu märchenhaft mutet 2015 der Aufstieg von Nil İpek Hülagü an, die zu diesem Zeitpunkt mit ihrem Debütalbum „Sabah“ die Feuilletons zwischen Izmir und Istanbul ebenso in Verzückung versetzt wie in Westeuropa. Zartes Timbre, reduziertes Gitarrenspiel, aber dennoch fast schon cinematische Arrangements und eine verwunschene Atmosphäre vereint die Singer-Songwriterin zur Erzählung über große metaphysische Zusammenhänge aber auch die kleinen Zwischentöne des menschlichen Daseins. Dass sie als Künstlerin imstande zur Weiterentwicklung und stilistischen Ausdifferenzierung ist, beweist Nilipek im Laufe der letzten Jahre mit Alben wie „Döngü“ (2017) oder dem jüngsten Streich „Uydurduğumuz Oyunlarla“ (2024) ein ums andere Mal. Bemerkenswert dabei auch, wie schnell sie musikalische Einflüsse aus anatolischem Rock und Kammermusik, Indie-Pop und zeitgenössischem Folk ihrer Klangsprache angedeihen lässt ohne je wie irgendjemand sonst zu klingen. Im Hype-getriebenen Zeitalter kommerzieller Massenabfertigungen ist eine Künstlerin dieses Schlages nur noch selten zu finden. Vor allem auf einer Bühne.