Peroxidblonde Haare über glänzend schwarzem Leder, tief groovende Gitarrenriffs über elektronischen Beats und eine Stimme wie Rauch auf dem Wasser: Pure Chlorine bringt Gegensätze in Einklang und entwirft Popmusik mit Mittelfinger. Von frühen Blues-verliebten Nummern wie „Crown“ (2020) über die frech selbstbewusste Banger-Kollektion in EP-Form „Sorry That I Smashed Your Ego“ (2022) bis zur Rhythmusmassage „Setup“ (2024) hat die Sängerin mit dem tiefen Timbre eine Soundsignatur etabliert, die unter tausenden wiederzuerkennen ist. Keine Selbstverständlichkeit im peakenden Streamingzeitalter, das selbst kommerziell KI-generierte Stimmen mit Fame belohnt. Pure Chlorine zelebriert stattdessen die Menschlichkeit, die sich auch durch Imperfektion und Probleme auszeichnet – aber genau dadurch echt, roh, nahbar ist. Dabei übersetzt sie Themen wie mentale Gesundheit, damit einhergehende Stigmatisierungen und der Struggle einer Generation, deren Welt aus den Fugen zu geraten scheint, in laute Songs voller Energie, Wut und auch Hoffnung. Allerhöchste Zeit, dass diese Künstlerin endlich die ihr gebührende Aufmerksamkeit bekommt und nun endlich auch zu uns kommt.