
Waving The Guns
Sprücheklopfern den Hintern versohlen und dabei durch die Strumpfmaske grinsen? Den Status Quo in seine Bestandteile zerlegen und gleichzeitig Statussymbole wie alte Kerzen einschmelzen? Wortspiele im Schachmodus durchzocken und am Ende die eigenen Figuren abräumen? Milli Dance, Dub Dylan und Doktor Damage beherrschen das andere und das eine – die Message, den Flow, die Reime. So gelingt dem Trio aus Rostock seit nunmehr einer Dekade die Wiedergeburt des hiesigen politischen Hip-Hops, nachdem Deutschrap von quacksalbernden Immobilienmakler*innen verraten, verkackt, verkauft wurde. Irgendwann musste der dialektische Backlash ja kommen. Der fing nicht erst beim gefeierten „Das muss eine Demokratie aushalten können“ (2019) an und hört auch ganz sicher beim neuen Album „Zwischen Wand und Tapete“ (2025) nicht auf, bei dem das Trio querschießende Boom-Bap-Beats mit feinsten Samples ausstattet und bitter nötige politische Aufklärung betreibt. Mündig wie Adorno, mit allen Wassern gewaschen wie Dutschke und maskiert wie Panzerknacker setzen Waving The Guns den Hammer an der Sollbruchstelle des Spätkapitalismus an. Die Frage ist also nicht: warum sind die vermummt? Die Frage ist: warum du nicht?