
Postcards from Khartoum
Seit dem 15. April 2023 ist der Sudan von einem Krieg erschüttert, der Millionen Menschen zur Flucht gezwungen und Familien über Grenzen hinweg auseinandergerissen hat. Während viele in Notunterkünften um Sicherheit und ein Mindestmaß an Überleben kämpfen, bleibt eine der größten humanitären Krisen unserer Zeit weitgehend unbeachtet – die Stimmen der Betroffenen verhallen, während ihr Leben Tag für Tag zerbricht. Diese Bildersammlung macht das Unsichtbare sichtbar. Durch die Linse dreier sudanesischer Künstler*innen wird Fotografie zu Zeugnis und Erinnerung zugleich. Jedes Bild erzählt von Verlust und Entwurzelung, aber auch von Widerstandskraft und den fragilen Fäden der Zugehörigkeit.
Mosab Abushama dokumentiert die tiefgreifenden menschlichen und materiellen Folgen des Krieges. Seine Aufnahmen zeigen zerstörte Stadtviertel, Häuser und öffentliche Räume – oft im Kontrast zu „Vorher-Nachher“-Bildern, die den abrupten Verlust alltäglicher Normalität verdeutlichen und gleichzeitig die stille Widerstandskraft der Menschen sichtbar machen, die ihr Leben im Chaos fortsetzen.
Aya Sinada, selbst aus Khartum in den Nordsudan vertrieben, richtet ihren Blick auf Landschaft und Natur. In einer Umgebung, unberührt von Motoren, Kampfflugzeugen und Artillerie, wird der Nil zum Ort der Stille, der Besinnung und des Überlebens – ein Raum, in dem Traumata behutsam verarbeitet und transformiert werden können.
Ala Kheir widmet sich den menschlichen Auswirkungen der Vertreibung. Seine Porträts von Familien, die ihre Häuser verlassen mussten, zeigen sowohl die Verletzlichkeit als auch die Stärke derjenigen, die versuchen, ein Leben inmitten von Unsicherheit und Verlust neu aufzubauen.
So entsteht ein vielschichtiges, intimes Zeugnis – eine persönliche Begegnung mit Krieg und Vertreibung, eingefangen durch die Augen derer, die selbst betroffen sind.