Tiavo

Der Bildschirmkopf ist nicht nur eine Hommage an die Pionierarbeiten von Kraftwerk, nicht nur ein Augenzwinkern in Richtung der frühen 1980er, als Computer und Privatfernsehen zunehmend ihren Einfluss geltend machen. Es ist auch ein künstlerisches Statement für unsere Zeit, in der Tiavo als Kollektiv agieren und die schwarzen Spiegel der Smartphone-Ära mit all ihren gesellschaftlichen Auswirkungen musikalisch konterkarieren. Der experimentelle Hip-Hop ihrer ersten drei Alben ist passé. Mit dem Jahr 2022 kamen nicht nur personelle Neubesetzungen, sondern eben auch ein stilistischer Wandel. Die Neue Neue Deutsche Welle vom Scheitel abwärts surfend, haben sie auf dem letztes Jahr veröffentlichten vierten Album „Absolute Gewinner“ (2024) einen pointierten frischen Dreh für das Genre gefunden, gleichzeitig aber auch sich selbst neu erfunden. Keine Selbstverständlichkeit, gerade in Zeiten von KI-befeuerten Hypes, die im Tagestakt neuen heißen Kehricht in den Äther pusten. Kreuzüber, von hinten aufgezäumt entern Tiavo mit kecker Verve das Schiff auf dieser Welle und zetteln eine ambitionierte Meuterei an. Die Segel gesetzt, lautet der nächste Halt natürlich: Hamburg.