Warum Journalist*innen mehr über Fehler und Fuckups sprechen sollten
re:publica Hamburg x Reeperbahn Festival
Der Journalismus manipuliert, ist fremdgesteuert und lügt – solche Kritik schlägt ihm vor allem in den sozialen Netzwerken entgegen. Was dagegen hilft? Das, was Journalist*innen zu selten machen: Drüber sprechen, wie eigene Fehler und Fuckups im System wirklich zu Stande kommen. Ein Selbstversuch.
Der professionelle Journalismus hat seine Rolle als machtvoller Gatekeeper in der digitalen Öffentlichkeit weitgehend verloren. In den sozialen Netzwerken konkurriert er mit vielen anderen Playern – Influencer*innen, alternativen Medien, Expert*innen, Politiker*innen – und wird von diesen auch kritisiert. Der Journalismus reagiert darauf oft mit einer Wagenburg-Mentalität. Man möchte keine Fehler oder Schwächen eingestehen, sondern recht behalten. Das macht es – wie etwa der Konflikt zwischen dem NDR-Format Strg_F und dem Youtuber Rezo zeigt – oft erst richtig schlimm.
Was die Forschung zeigt: Entscheidend für das (in Teilen der Bevölkerung) schwindende Vertrauen in den Journalismus sind weniger seine tatsächlichen Fehler und Schwächen, sondern die angenommenen Ursachen dafür. Vielen Menschen vermuten Manipulation, Fremdsteuerung und bewusstes Lügen – obwohl die tatsächlichen Gründe meist andere sind. Daran, so meine These, tragen Journalist*innen eine Mitschuld. Sie müssen mehr über die echten Probleme reden. Im Rahmen des Vortrags möchte ich das in einem Selbstversuch ausprobieren – und auch über meine eigenen Fehler und Fuckups sprechen.